Milcheiweißallergie vs. Laktoseintoleranz

Weshalb verträgt jemand keine Milch?
Gründe für Kuhmilch-Unverträglichkeiten
Die Auslöser für eine Unverträglichkeit von Kuhmilch können
- eine Allergie gegen Kuhmilcheiweiß ODER
- eine Unverträglichkeit gegen Milchzucker (=Laktoseintoleranz)
darstellen.

Wenn Proteine zum Problem werden
Kuhmilcheiweißallergie
Im Zuge einer Lebensmittelallergie reagiert das menschliche Immunsystem in überzogener Weise auf bestimmte Inhaltsstoffe eines Nahrungsmittels. Bestandteile des jeweiligen Lebensmittels (= Eiweiß bzw. -verbindungen) werden fälschlicherweise als feindselig bewertet, weshalb sie bekämpft werden. Das Ergebnis dieser ungewünschten Abwehr des Immunsystems sind negative Reaktionen des Körpers.[1]
Die Kuhmilcheiweißallergie wird umgangssprachlich oft Milchallergie oder Kuhmilchallergie genannt und auch mit der Laktoseintoleranz verwechselt. Selbst wenn die Symptome ähnlich sind, ist eine Unterscheidung insbesondere in Hinblick auf die Behandlung sehr wichtig. Bei der Milcheiweißallergie findet eine Immunreaktion gegen Proteine, welche in tierischer Milch enthalten sind, statt. Meist sind davon Kuhmilch und ihre Erzeugnisse betroffen, es können allerdings auch andere Milcharten (zB Schaf- und Ziegenmilch) allergische Reaktionen auslösen.[2]
Als bei unserem Sohn eine Milcheiweißallergie diagnostiziert wurde, stellte die Ernährungsberaterin daher klar, dass nicht nur Kuhmilch und -produkte, sondern jegliche Sorten tierischer Milch verboten sind.

Wie kommt es zur Milcheiweißallergie?
Häufigkeit und Ursachen
Säuglinge und Kleinkinder sind je nach Quelle zwischen zwei[3] und vier Prozent [4] besonders häufig von der Milcheiweißallergie betroffen. Gleichzeitig leidet nur etwa 1 Prozent der Erwachsenen darunter.[5]
Hintergrund stellt dar, dass der Darm der Kleinen oft noch nicht ausgereift und durchlässiger ist. Außerdem ist der Kontakt von (v.a. bei nicht gestillten) Säuglingen mit dem Milchprotein der erste Kontakt mit artfremden Proteinen und daher die Wahrscheinlichkeit höher, dass darauf reagiert wird.[6]
Forschungen haben außerdem ergeben, dass bei Kindern, die nicht gestillt werden bzw. die zu früh geboren wurden und deshalb einen unreifen Darm haben, eine erhöhte Wahrscheinlichkeit besteht, eine Milcheiweißallergie zu bekommen.[7]
Dabei kann eine Kuhmilcheiweißallergie schwerwiegende Probleme in Bezug auf die Ernährung von Kindern mit sich bringen.[8]

Woran lässt sich eine Milcheiweißallergie erkennen?
Symptome
Die Symptome einer Milcheiweißallergie sind recht vielfältig und unspezifisch:
- Anzeichen an der Haut: Rötungen, Schwellungen, Entzündungen, Ausschlag, Pusteln, Ekzeme, Neurodermitis, Juckreiz etc.
- Anzeichen im Bereich des Magen-Darm-Trakts: Krämpfe, Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle etc.
- Anzeichen im Bereich der Atmungsorgane: Schnupfen, Husten, Luftnot, Asthma
- Anzeichen im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems: Kopfschmerzen, Schwindel, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, im schlimmsten Fall: anaphylaktischer Schock
- Nahrungsverweigerung und schwere Koliken
- Bei ganz Kleinen manchmal Gedeihstörungen
Viele der Symptome kommen auch bei zahlreichen anderen Erkrankungen vor und weisen deshalb nicht konkret auf die Milcheiweißallergie hin. Außerdem können die Anzahl und Art der Symptome von Person zu Person variieren. So kann jemand ausschließlich an Bauchschmerzen leiden, während eine andere Person keine Bauchschmerzen, dafür aber Hautausschläge und Atemprobleme hat.
Bei unserem Sohn änderten sich die Symptome sogar im Laufe der Zeit. Anfangs waren es Bauchschmerzen, Koliken und Spucken, dann Blut im Stuhlgang (da wurde die Milcheiweißallergie dann erst diagnostiziert), später Hautausschläge. Viele Symptome lassen sich bei Babys und kleinen Kindern auch gar nicht nachweisen, da sie uns ja nicht sagen können, wo es sie plagt.
Positiv zu erwähnen ist, dass die Milcheiweißallergie oft im (Klein) Kindesalter wieder nachlässt. Durch die Reifung des Darms und die Gewöhnung des Immunsystems an artfremdes Protein, ist es möglich, dass bereits im Kindesalter ein Rückgang der Allergiesymptome stattfindet.[9]
Dementsprechend ist es häufig so, dass Kinder bis zum dritten Lebensjahr keine Symptome mehr aufweisen.[10]

Wie lässt sich eine Milcheiweißallergie nachweisen?
Diagnose
Um eine Milcheiweißallergie festzustellen, gibt es einige Testverfahren.
Für ältere Kinder und Erwachsene:
1. Erstens gibt es den Antikörper-Test, bei welchem eine Blutuntersuchung auf IgE-Antikörper stattfindet.
2. Zweitens kann ein sogenannter Prick-Test gemacht werden. Dabei wird die Haut leicht eingeritzt und das Allergen auf diese Stelle aufgetragen.
3. Drittens gibt es den Provokationstest, bei welchem nach einer Eliminationsdiät, bei der Milch konsequent gemieden wird, das vermutete Allergen unter ärztlicher Beobachtung zugeführt wird.
Diese Methoden sind vor allem für ältere Kinder und Erwachsene ausgelegt und liefern für sie auch verlässliche Ergebnisse. Für Säuglinge und Kleinkinder sind sie jedoch zu belastend und kommen in der Regel nicht bei ihnen zur Anwendung. Stattdessen erfolgt die Diagnosestellung bei ihnen vorrangig auf Anamnesegesprächen und Einschätzungen der auftretenden Symptome. Sollte daraus ein Verdacht auf Milcheiweißallergie bei Säuglingen oder Kleinkindern entstehen, deren Nahrung hauptsächlich aus Milch besteht, wird eine Ersatznahrung aus der Apotheke verschrieben.
Im Fall unseres Sohnes wurde zusätzlich zum Gespräch und der Untersuchung auch ein Ultraschall von Dünn- und Dickdarm gemacht, da er Blut im Stuhlgang hatte. Außerdem wurde erwähnt, dass eine Darmspiegelung gemacht werden könnte, um eine genauere Diagnose durchführen zu können. Dies wird jedoch bei Babys und Kleinkindern nicht empfohlen, da es für sie ein großer Eingriff bedeuten würde, daher haben wir darauf verzichtet.
Sofern sich nach der Ernährungsumstellung eine Besserung der Symptome zeigt, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Milcheiweißallergie hoch. Dennoch sollte dies in regelmäßigen Abständen beobachtet werden, da sich die Milcheiweißallergie bei kleinen Kindern häufig auswächst.[11]

Vorgehensweisen bei einer Milcheiweißallergie
Therapie
Die Therapie für die Milcheiweißallergie hängt davon ab, welche Proteine die allergische Reaktion auslösen. Sofern die Immunreaktion nur auf Molkeneiweiß erfolgt, ist es denkbar, dass erhitzte Milch und Milchprodukte bzw. Schaf- und Ziegenmilch gut vertragen werden. Um dies herauszufinden, sollte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Meist reagieren Allergiker jedoch auf beide Proteinarten, wonach ein kompletter Milchverzicht erfolgen muss. Der Verzicht ist heutzutage aufgrund der zahlreichen Alternativen zu Milch, wie Soja- (Achtung: nicht geeignet für Babys/Kleinkinder), Mandel-, Kokos- und Reisdrink jedoch einfacher zu handhaben.
Allerdings ist es zentral, dass auch versteckte Quellen von Milch gemieden werden. Dafür kann eine Ernährungsberatung hilfreich sein. Problematische Lebensmittel sind beispielsweise viele Fertigprodukte, Pastete und Wurstprodukte, Fleischaufstriche, Salatdressing, Schokolade oder Frühstücksaufstriche. Zudem sollten Allergiker immer darauf achten, dass sie genügend Kalzium und andere Nährstoffe zu sich nehmen.[12]
Nach einer gewissen Zeit (oft in Abständen von einem halben Jahr, zum ersten Mal frühestens im Alter von 6 Monaten) wird ein sogenannter Provokationstest durchgeführt. Das bedeutet, dass Milch zunächst in gekochter/gebackener Form und minimalen Mengen zugeführt und langsam erhöht wird. Es wird beobachtet, wie der Körper reagiert. Bei allergischen Reaktionen wird sofort abgebrochen, ansonsten die Menge weiter erhöht. Sollten keine Reaktionen mehr entstehen, kann davon ausgegangen werden, dass die Allergie abgeklungen ist.
Bei unserem Sohn wurde ein Provokationstest im Alter von sechs Monaten und dann einer mit 18 Monaten gemacht (wir hatten zwischendrin einen Arztwechsel und während der erste Arzt alle 6 Monate einen Test gemacht hätte (also auch im Alter von einem Jahr) hätte der andere Arzt den ersten Provokationstest erst mit 1,5 Jahren gemacht). Unsere Diätologin, die wir aber erst kennenlernten, als M. fast ein Jahr alt war, empfahl erst mit 18 Monaten zu testen, außer Kind oder Eltern leiden zu stark unter der Allergie bzw. der Diät.
Um ehrlich zu sein, würde ich den ersten Test mit sechs Monaten auch nicht mehr machen. Wir mussten unseren Spatz mit normaler Säuglingsnahrung "quälen", natürlich tat ihm das nicht gut und warf ihn wieder voll aus dem Konzept. Damals glaubten wir, was uns gesagt wurde und dachten, das wäre das Beste. Ich kannte auch viel zu wenig Alternativen in Bezug auf nährstoffreiche, milchfreie Babynahrung, die auch schmeckt. Mehr zu unserer Erfahrung liest du hier.

Wenn Milchzucker nicht verdaut wird.
Laktoseintoleranz
Das Enzym Laktase sorgt dafür, dass Milchzucker (Laktose) im Dünndarm in seine beiden Bestandteile Glucose und Galactose zerteilt wird. Nur dadurch kann der Körper Laktose verwerten, wodurch deren Bestandteile zur Leber transportiert werden und dem Körper Energie liefern.[13]
Wenn die Schleimhaut des Dünndarms aber zu wenig Laktase bildet, findet kein Spaltungsprozess statt.
Folge ist, dass der Milchzucker unverdaut in den Dickdarm kommt. Es entstehen Gärungsprozesse und es werden Methan, Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid gebildet. Außerdem bindet Laktose Wasser, weshalb sich im Dickdarm Wasser sammelt.
Woran erkennt man eine Laktoseintoleranz?
Symptome
- Völlegefühl, Blähbauch und Blähungen
- Bauchschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall oder Verstopfung
- Darmgeräusche
- Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, nächtliches Schwitzen

Wie weist man eine Laktoseintoleranz nach?
Diagnose
Es gibt mehrere Verfahren, um eine Laktoseunverträglichkeit nachzuweisen:
1. Wasserstoffatemtest (H2-Atemtest):
Dieser Test ist einfach anzuwenden und wird oft eingesetzt. Er funktioniert wie folgt: weil bei einer Laktoseintoleranz der Milchzucker im Dünndarm zu wenig aufgespalten wird, gelangt er unverdaut in den Dickdarm. Dort wird er zersetzt, wodurch viel Wasserstoff entsteht, welcher wiederum durch die Atemluft abgesondert wird. Das bedeutet: eine besonders hohe Konzentration Wasserstoff im Atem belegt eine Laktoseintoleranz.
Mithilfe eines Messgeräts zum Hineinblasen wird zuerst der Nüchternwert von Wasserstoff im Atem festgestellt. Danach werden eine Laktose-Flüssigkeit getrunken und nach Wartezeit in bestimmten Abständen weitere Werte ermittelt.
2. Toleranztest:
Dieser läuft ähnlich wie der Atemtest ab, wobei hier der Blutzuckerspiegel statt dem Atem gemessen wird. Durch den Konsum von Laktose steigt im Normalfall der Glukosewert im Blut. Bei einer Laktoseintoleranz findet keine Spaltung von Laktose (in Glukose und Galaktose) statt, wodurch der Glukosespiegel im Blut nicht deutlich ansteigt.
3. Biopsie des Dünndarms
Eine sehr aufwendige (wenn auch aussagekräftige) Methode, die selten eingesetzt wird. Dafür wird eine Gewebeprobe aus dem Dünndarm entnommen und die Aktivität des Enzyms Laktase analysiert.
4. Gentest
Dieser Test ist nur dann effektiv, wenn die Laktoseintoleranz genetisch bedingt ist. Dies kommt auch bei Säuglingen vor.

Wie lässt sich eine Laktoseintoleranz behandeln?
Die Therapie einer Laktoseintoleranz findet durch Meidung laktosehaltiger Lebensmittel statt. Zunächst sollte man grundsätzlich 2-4 Wochen komplett auf Laktose verzichten. Anschließend kann mittels Zuführen kleiner Mengen ermittelt werden, wieviel man individuell verträgt.
Zu besonderen Anlässen (z.B. Feiern) können Laktase-Tabletten verwendet werden. Sie enthalten das Enzym Laktase, das die Laktose im Dünndarm aufspaltet, wodurch die Symptome verringert werden.
Generell enthalten viele Lebensmittel (auch bestimmte Käsearten) so wenig Laktose, dass sie oft trotz Intoleranz vertragen werden.
Fazit
Milchunverträglichkeiten werden oft unterschätzt.
Nur allzu oft werden Milch-Unverträglichkeiten übersehen und gar nicht diagnostiziert. Die Symptome sind derart vielfältig und nicht eindeutig, dass sie oft nicht von anderen gesundheitlichen Problemen unterschieden werden. Außerdem ist die Diagnose selbst teilweise nicht (sicher) möglich.
Sollte eine Allergie bzw. Intoleranz festgestellt werden, ist die Behandlung eine weitere Herausforderung. Zahlreiche Lebensmittel enthalten Milchbestandteile oder zumindest Spuren von Milch. Diese Spuren müssen lt. Gesetz nicht ausgewiesen werden, weshalb man oft nicht sicher sein kann, ob der allergieauslösende Stoff nicht doch enthalten ist. Gefragt sind daher viel Recherche der Zutaten- und Allergenlisten und selbständiges Denken, wenn Gesundheit und Wohlbefinden leiden.
Der Power-Haferdrink von liwimi ist sowohl auf Milcheiweiß, als auch auf Laktose laborgeprüft. Das bedeutet, dass er keine Spuren davon beinhaltet. Er kann Milch überall ersetzen - egal ob als Getränk, beim Kochen oder Backen, im Müsli oder sogar als Schaum im Kaffee. Außerdem lässt sich ganz einfach einen Joghurt daraus machen.
Quellen
1, 2, 6, 9, 11,12, 13 Lebensmittelunverträglichkeiten. (2021). Abgerufen am 15. Oktober 2021 von https://www.lebensmittelunvertraeglichkeiten.de/lebensmittelallergien/#Milcheiweissallergie
3, 5 MVZ Labor Dr. Reising-Ackermann und Kollegen. (Februar 2013). Risikoeinschätzung bei Kuhmilch-Allergie. Abgerufen am 13. Oktober 2018 von https://www.labor-leipzig.de/fileadmin/PDF/2013-02-13_Fachinformation_Milch.pdf
4,8 Sackesen, C., Assa'ad, A., Baena-Cagnani, C., & et. al. (2011). Cow’s milk allergy as a global challenge. Curr Opin Allergy Clin Immunol, S. 243-248.
7 Römer, P. (2002). Klinische Auswirkungen von kuhmilch-basierten Muttermilch-Supplementen für Frühgeborene. Abgerufen am 15. 10 2021 von https://d-nb.info/968071724/34
10 Netzwerk Gesunde Ernährung. (2009). Wenn Nahrungsmittel unverträglich sind. Abgerufen am 15. 10 2021 von https://www.ugb.de/downloads/pdf/other/Infoblatt-Unvertraeglich.pdf